Bericht GT 19.11.02

"Wir werden uns an ihn gewöhnen müssen"

 

Mit Futter gelockt, mit automatischer Kamera fotografiert: der Bramwald-Wolf "Puck" Foto: EBV
 


"Der Wolf bleibt im Bramwald. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, mit ihm zu leben", sagte Kießling. Ein kleines Fragezeichen wolle er hinter diese Einschätzung stellen, erklärte Helmuth Wölfel vom Institut für Wildbiologie und Jagdkunde. Der Bramwald-Wolf habe Anzeichen von Vertrautheit gegenüber Menschen erkennen lassen. Wild lebende Wölfe beispielsweise in Polen oder Tschechien ließen sich weder füttern, noch zum Ansitz bringen, erläuterte Wölfel. Beides habe der in der Region gesehene Wolf mit sich machen lassen. Selbst wenn es sich um einen so genannten Durchzügler, einen Wolf auf der Suche nach einem neuen Revier handele, vermutet der Wildbiologe, dass sein derzeitiger Aufenthaltsbereich kein Dauerlebensraum für ihn werde. Solche Gebiete sieht Wölfel in Lüchow-Dannenberg oder auch Mecklenburg-Vorpommern.

Gefüttert wurde der Wolf in den vergangenen Tagen nicht, berichtete Uwe Beyer, Revierleiter im Forstamt Bramwald. Dass er dennoch überlebte - die letzten Spuren des Tieres wurden am Sonntag gesichtet -, deute daraufhin, dass der Wolf jagen könne. Laut Beyer ein Indiz für die Theorie, es handele sich um ein wild lebendes Tier.

Vor übertriebenen Ängsten warnte schließlich Kießling. "Der Wolf hat bislang kein aggressives Verhalten gezeigt, wir gehen davon aus, dass das auch so bleiben wird." Seit 50 Jahren habe es keine Übergriffe auf Menschen gegeben.

Haustiere hingegen sollten künftig besonders geschützt werden. Bärbel Pott-Dörfer vom niedersächsischen Landesamt Ökologie empfiehlt: 1,20 bis 1,40 Meter hohe möglichst elektrische Umzäunungen vor allem für Schafsweiden. Abends sollten die Tiere in einen Stall gebracht werden. Sollte dennoch ein Haustier gerissen werden, kommt das Umweltministerium in Hannover für den Schaden auf. Bis auf so genannte Ansitzjagden sind bis auf weiteres alle Jagden abgesagt. Hunde müssen im Wald an der Leine geführt werden. Die Behörden planten Informationsveranstaltungen für die Einwohner der am Bramwald gelegenen Dörfer.


pek

Göttingen,
19.11.2002 20:35